Ein sanfter Ruck, ein Knacks und schon ist die Blockade gelöst und die Rückenschmerzen sind verschwunden. Am sichersten beherrscht diese Technik der Chiropraktiker, doch einiges lässt sich auch selber machen. Mehr über die Methode Einrenken und ihre Grenzen und Risiken.
Vor Jahrhunderten beherrschte der Wundarzt die Technik des Einrenkens. Dabei ging es manchmal recht derb zu. Heute bedeutet Chiropraktik, die Hände etwas sanfter zu einzusetzen, verschobene Wirbel etwa durch leichten Druck und Gegendruck wieder in die richtige Lage zu befördern und nicht durch gewaltsames Reißen.
Diese manuelle Therapie – das Wort Chiropraktik setzt sich aus den griechischen Vokabeln für Hand und Ausüben zusammen – ist vor allem deshalb beliebt, weil innerhalb von einer Minute auch starke Beschwerden verschwunden sein können. Daneben gibt es noch die sogenannte Chirotherapie, die nicht nur auf Gelenkblockaden abzielt, sondern auch die Funktion von Organen und Nerven.
Wenn der Rücken schmerzt, helfen die gezielten Griffe des Chiropraktikers, Blockaden zu lösen und verspannte Muskeln zu lockern.
Rücken selbst einrenken? Die besten Übungen
Beim falschen Bücken und Heben oder bei abrupten Drehbewegungen ist schnell ein Gelenk verknackst, hat sich also verschoben. Jeder versucht dann erst mal unwillkürlich, das wieder rückgängig zu machen. Vor allem mit kräftigem Strecken gelingt das manchmal.
Folgende weitere Übungen helfen dabei, den Rücken selbst wieder einzurenken:
“Rückenschaukel”:
- Legen Sie sich auf den Rücken, umfassen Sie Ihre Knie, der Rücken rundet sich. Wippen Sie nun ganz langsam vor und zurück, so dass jeder einzelne Wirbel dabei gelockert wird.
Aushängen:
- Greifen Sie mit beiden Händen nach einer hohen Stange, hängen Sie sich nun mit Ihrem ganzen Gewicht daran und spüren Sie, wie sich dabei Ihre Wirbelsäule streckt, jeder einzelne Wirbel sich etwas lockert.
“Verdrehen”:
- Setzen Sie sich auf einen Stuhl und schlagen Sie das rechte Bein über das linke. Drücken Sie nun mit dem linken Arm gegen das überschlagene Bein und drehen Sie Ihren Oberkörper nach rechts. Diese Übung umgekehrt wiederholen. Das ist vor allem für die Lendenwirbel sinnvoll.
Umarmen und Hochheben:
- Lassen Sie sich von jemand Größerem umarmen und leicht hochheben. Auch dabei lösen sich manchmal Blockaden der Wirbel und der Schultern.
Übungen für einen schmerzfreien und starken Rücken
Was bewirkt das Einrenken von Gelenken?
Durch die Gegenbewegung und die Streckung werden leicht verschobene Gelenke wieder in ihre richtige Lage gebracht. Allerdings sollten Sie das immer ohne Druck versuchen und nicht zu oft. Sonst leiern Bänder und Sehnen buchstäblich aus und die Gelenke lockern sich zu stark. Außerdem riskieren Sie, wenn Sie die Übungen nicht richtig ausführen, zusätzlich Verspannungen, Zerrung und Gelenkblockaden.
Wann man besser zum Chiropraktiker geht
Sicherer ist es deshalb, bei entsprechenden Rückenbeschwerden gleich zum Chiropraktiker zu gehen. Das sind meist Orthopäden, die eine Zusatzausbildung gemacht haben. Nur in den USA ist Chiropraktik ein eigenständiges medizinisches Berufsfeld.
Der Chiropraktiker beherrscht mehrere Techniken, die nicht nur Gelenke wieder einrichten – etwa eine ausgerenkte Schulter – sondern auch Verspannungen lösen und damit indirekt Gelenke wieder in ihre richtige Lage bringen können.
Gängige Methoden des Chiropraktikers sind:
- COX-Technik: Hierzu gehören Justierung und Traktion. Der Patient liegt dabei auf einem Spezialbett. Manueller, kurzer Druck (die Justierung) neben der Wirbelsäule nehmen den Schmerz. Nun werden die Wirbel etwas aufgedehnt (Traktion) und mit einem leichten Ruck in die richtige Position gebracht.
- Mobilisation: Um verkantete Gelenke wieder in die richtige Position zu bringen, bewegt der Chiropratiker die beiden Gelenkteile sanft in entgegengesetzte Richtungen.
Warum die Gelenke beim Einrenken knacken
Das typische leichte Knacken der Gelenke kommt übrigens nicht daher, dass die Gelenkflächen ineinanderhaken. Das Geräusch entsteht, wenn winzige Gasbläschen, die sich durch die Fehlstellung in der Gelenkflüssigkeit gebildet haben, durch das Einrenken platzen. Dieses Platzen ist als leichtes Knacken zu hören.
Typisches Anzeichen dafür, dass ein Gelenk wieder in die richtige Position gebracht wurde: ein dumpfer Ruck, der kaum hörbar ist, den der Betroffene jedoch spürt – übrigens auch beim Gegenteil, dem Ausrenken.
Anwendungsgebiete: Wann die Chiropraktik hilft
Der Chiropraktiker behandelt ganz unterschiedliche Beschwerden, darunter:
- Rückenschmerzen
- Nervenschmerzen
- Gelenkblockaden
- Gelenkfehlstellungen
- Bandscheibenvorfall
- Beckenschiefstand
- Verspannungen
Was gegen Verspannungen wirklich hilft
Chiropraktik: Risiken und Nebenwirkungen
Normalerweise wird professionelle Chiropraktik von jedem Menschen vertragen, auch von Babys und Senioren. Allerdings kann eine falsch ausgeführte chiropraktische Behandlung auch Nerven schädigen und vor allem im Bereich der Halsschlagader zu Verletzungen führen. Dadurch könnte ein Blutgerinnsel entstehen und letztendlich einen Schlaganfall auslösen. Eine Studie ergab Hinweise auf diesen Zusammenhang.
Jeder Chiropraktiker sieht sich vor Beginn der Behandlung deshalb die Röntgenbilder an, um genau zu erkennen, welche Verspannung oder Dysbalance vorliegt und wie das umgebende Gewebe aussieht. Entsprechend plant er die manuelle Therapie.
Fazit: Sich mit Einrenken selbst zu behandeln im Sinne von Aushängen oder Rückenschaukel ist einen Versuch wert. Bitte aber niemals stark drücken oder reißen. Bei hartnäckigen Beschwerden oder falls Schmerzen und Bewegungseinschränkung wiederkommen, sollten Sie zum Arzt gehen und die Vorteile professioneller Chiropraktik nutzen.
Sportarten, die den Rücken stärken
Autor: Monika Preuk
In: special-rueckenschmerz.de (06.06.2017)