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Wer zahlt für sanfte Medizin?

Alternative Heilmethoden werden immer beliebter – doch nicht alle Krankenkassen bezahlen sie auch.
WER ZAHLT
FÜR SANFTE MEDIZIN?

Das Vertrauen in alternative Heilmethoden wächst stetig. Auch bei Schulmedizinern nehmen die Vorurteile gegenüber der sanften Medizin ab. Sie wird heute meist als Ergänzung zum schulmedizinischen Apparat akzeptiert und auch viele Patienten empfinden sie als sinnvolles Angebot.

So lassen sich immer mehr Menschen beispielweise mit Traditioneller Chinesischer Medizin, Homöopathie oder anthroposophischen Heilverfahren behandeln. Darauf haben sie auch die Krankenasse inzwischen eingestellt. Sie bieten verschiedenen Zusatzversicherungen an, sodass die Menschen in den Genuss ihrer bevorzugten Therapie kommen können.

Für die Versicherten ist es jedoch ratsam, die verschiedenen Angebote der Krankenkassen zu vergleichen, bevor sie sich einer bestimmten alternativen Heilmethode anvertrauen, damit sie am Ende nicht auf den Kosten sitzen bleiben.
Sonderpolicen der gesetzlichen Kassen

Für Patienten bestehen also Chancen, dass ihre Krankenkassen alternative Heilverfahren zahlen. In welchem Umfang die Kosten dafür erstattet werden, variiert jedoch von Kasse zu Kasse und auch innerhalb einer Kasse gibt es verschiedene Versicherungspolicen. Und seit der Gesundheitsreform dürfen auch gesetzliche Krankenkassen gegen einen höheren Beitrag bestimmte Naturheilverfahren bezahlen. Zusätzlich bieten die gesetzlichen Krankenkassen ihren Mitgliedern auch Zusatzversicherungen an.
Allerdings kann es günstiger sein, sein Geld in eine Zusatzversicherung einer privaten Krankenkasse zu stecken. Derartige Versicherungen übernehmen zum Beispiel auch die Kosten von Heilpraktikern. Prinzipiell erstatten die privaten Krankenkassen eher dir Kosten für alternative Heilverfahren. Ein Blick in di Vertragsbedingungen gibt hier schnell Aufschluss.
Im Gegensatz dazu haben sich gesetzliche Krankenkassen – abgesehen von den Wahltarifen – an strenge Regeln des Gesetzgebers zu halten. Für sie gilt: Sie dürfen keine im schulmedizinischen Sinne „unwirksame oder schädliche“ Behandlungsmethoden übernehmen.
Nur die Kosten einer Therapie, für deren Wirksamkeit es genügend wissenschaftliche Beweise gibt, werden auch von ihnen bezahlt. Akupunkturbehandlungen bei Knie- oder Rückenschmerzen zählen übrigens inzwischen dazu, viele andere alternative Methoden aber nicht. Was sie bezahlen dürfen, regelt der Gemeinsame Bundesausschuss.
Wird ein Heilverfahren vom Bundesausschuss ausdrücklich ausgeschlossen, muss der Versicherte die Kosten dafür aus eigener Tasche berappen. Auf dieser „Verbotsliste“ stehen zur Zeit über vierzig Methoden – darunter u. a. die Bioresonanztherapie, die Elektro-Akupunktur oder auch die Ozon-Therapie.
Wenn eine Therapieform jedoch noch nicht ausgeschlossen wurde, liegt es im Ermessen der jeweiligen Krankenkasse, für deren Kosten aufzukommen. Die Kassen haben somit eigene Spielräume. Möglicherweise übernimmt eine Krankenkasse im Einzelfall naturheilkundliche Methoden, auch wenn sie damit nicht wirbt.

Wichtig dabei: Für Schwerkranke, die bereits alle Therapien der Schulmedizin in Anspruch genommen haben, bestehen gesonderte Regeln – mit einer erhöhten Chance auf Kostenübernahme.

Vielen Kassen zahlen inzwischen auch spezielle Kurse zur Gesundheitsvorsorge. Darunter fallen zum Beispiele Kurse für Autogenes Training, Feldenkrais, i-Gong, Progressive Muskelentspannung oder auch Tai-Chi und Yoga. Es ist deshalb immer empfehlenswert, bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen.
Vorrangiges Ziel der anthroposophischen Therapien ist es, die gesunden Kräfte im Menschen zu aktivieren.

Traditionelle Chinesische Medizin

Zwei Drittel aller Deutschen würden sich gerne mit einer Kombination aus Schulmedizin und Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) behandeln lassen. Dagegen bevorzugen nur 8 Prozent eine rein schulmedizinische Behandlung. Dies besagt eine Umfrage des Instituts für Demoskopie in Alensbach.
Die TCM ist eines der ältesten medizinischen Heilverfahren der Welt. Zu ihrem Therapiemethoden gehören die Arzneitherapie mit chinesischen Heilkräutern und die Akupunktur.
Sonja Amrhein hat gute Erfahrungen mit der TCM gemacht. Jahrelang litt sie an der entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa. Sie hatte Bauchschmerzen und Blut im Stuhl. Ihre Beschwerden waren so stark, dass sie ihre Arbeit das ein Jahr lang nicht ausüben konnte. Mehrere Jahre zuvor ließ sie sich schulmedizinisch behandeln. Doch selbst hohe Dosen an Kortison konnten bei ihr neue Entzündungsschübe – über längere Zeit – nicht verhindern.
Zufällig erfuhr sie dann durch eine Fernsehsendung von den Erfolgen der TCM. Daraufhin entschloss sie sich zu einem Aufenthalt in der Klinik am Steigerwald im fränkischen Gerolzhofen, einer privaten TCM-Klinik. Dort wurde sie dank der chinesischen Arzneitherapie schließlich beschwerdefrei. Ihr halfen die chinesischen Tee-Kräutermischungen, die sie auch heute noch trinkt. Außerdem erhielt sie Behandlungen mit Akupunktur und Shiatsu. Insgesamt war Sonja dreimal stationär in der TMC-Klinik.
Sie weiß heute: „TMC ist etwas, was Zeit braucht. Eine Krankheit, die seit Jahren besteht, kann nicht plötzlich wieder verschwinden.“ Seit einem halben Jahr ist ihre Genesung so weit vorangeschritten, dass sie wieder arbeitet. Ihre Krankenkasse bezahlte einen Teil der Klinikkosten, weil sämtliche anderen Therapien keinen Erfolg gebracht hatten. So übernahm sie die Hälfte des Tagessatzes der Klinik, weil dies dem Tagessatz anderer Kliniken entsprach.

Ihre private Zusatzversicherung bezahlte dann noch den Einzelzimmerzuschlag. Für stationäre Krankenhausbehandlungen gibt es zudem die TCM-Klinik Kötzing, die einen Versorgungsvertrag mit den gesetzlichen Krankenkassen hat. Als ambulante Leistung wird Akupunktur bei Knie- und Rückenproblemen erbracht, und zwar seit 007 als Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Die kosten für die Kräutermischungen der Traditionellen Chinesischen Medizin müssen die Patienten jedoch meist selbst übernehmen.

Osteopathie

Die Zahl der Menschen, die sich in die geschulten Hände eines Osteopathen begeben, wächst ebenfalls ständig. Und diese Hände sind feinfühlige, geschulte Instrumente, mit denen Funktionsstörungen erspürt werden.
Osteopathen haben dabei immer drei Körperbereiche im Blick – den Bewegungsapparaten mit den Knochen, Muskeln und Gelenken, den Bereich der inneren Organe mit den Blutgefäßen und der Lymphe und den Schädel. Und sie gehen davon aus, dass sich eine Störung in einem System auf das andere auswirkt. Um diese aufzuspüren, untersucht ein Osteopath mit manueller Technik die verschiedenen Körperteile wie z. B. Muskeln und Organe. Und auch die Seele wird mit berücksichtigt. Spezielle Grifftechniken können beispielweise bei Gelenkschmerzen, Hexenschuss, Migräne oder Verstauchungen helfen. Anselm Müller, Arzt in München, erklärt: „Knieschmerzen sind ein klassisches Beispiel. Dann behandelt man das Becken mit seiner Verbindung zur Wirbelsäule, Hüfte und den inneren Organen. Und weil der Körper eine Einheit ist, können sich dann auch die Kniescheiben wieder schmerzfrei bewegen.“
Osteopathie-Patienten müssen die Kosten dafür jedoch meist selbst bezahlen. Die gesetzlichen Kassen kommen in der Regel dafür nicht auf. Doch manche private Zusatzversicherung oder private Krankenkasse übernehmen sie.
Interessierte sollten sich bei einem Osteopathen oder ihrer Krankenkasse nach der Kostenübernahme erkundigen. Es kann sich lohnen.

Autor: Beate Förster

In: Gesundheit, Bewusster Leben, Sonderheft 3/207

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